10.6 Sechtse Sitzung



GPS-gestütztes Web-Mapping (Open Street Map/OSM) - Teil 1

GPS-Geräte können über Ihre Track-Funktion den Streckenverlauf einer durchgeführten Navigation im Gelände aufzeichnen. Dieser Umstand wird (neben dem Abspeichern von spezifischen Wegpunkten) insbesondere für die praktische Umsetzung von Geoobjekt-Kartierungen in öffentlich zugänglichen, WWW-basierten, editierbaren kartographischen Informationssystemen genutzt. Diese stellen eine Alternative zu den bisher existierenden (teil-) kommerziellen Systeme wie z.B. GoogleMaps o.ä. dar. Die Philosophie der offenen Nutzergemeinschaft läßt sich am besten mit der Gegenüberstellung 'wisdom of the crowd vs. single source' umschreiben. Die größte und bekannteste Plattform hierfür stellt das Karten-Wiki Open Street Map (The Free Wiki World Map) dar (Abb.6.1). Die Grundprinzipien von OSM können auf der OSM-FAQ-Seite studiert werden.

Diese ursprünglich in England beheimatete Initiative (2004) erlaubt es nunmehr weltweit jedem angemeldeten Nutzer seine GPS-Daten als Kartengrundlage gemäß der vereinbarten Standards von OSM zu nutzen und auf verschiedenen Servern als Teil einer weltweiten Kartographie anzubieten. Dabei ist die Manipulation (im Sinne einer Verbesserung) auch aller anderen Nutzerdaten möglich und gewollt (Wikipedia-Prinzip). Der große Vorteil dieses Kartieransatzes ist, dass jeder Nutzer sein Expertenwissen bzgl. Beschaffenheit von Strassen, Radwegen, Flächen o.ä. trotz vorgegebener Mindestgeneralisierung sehr individuell mitteilen bzw. visualisieren kann. Darüber hinaus sind Datenexport, Metadaten (Diaries) und GPS-Sonderfunktionen oder zeitliche Aktualisierungen im Sinne der Kartierung rasch verfügbar. Im Laufe der vergangenen Jahre ist dieses offenen Kartenwerk sehr genau genau und verlässlich geworden, so dass viele Geodatenanwendungen den OSM-Layer (Karteninformation) in Form einer Open Layer-Einbindung (s.a. Geo Server oder StudMap14 nutzen.

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Abb. 6.1: Startseite von Open Street Map im WWW

Im heutigen Praktikum sollen deshalb mit Hilfe von GPS-Daten noch 'weisse Flecken' (terra incognita) im Sinne von OSM für die Region Münster kartographisch erfasst bzw. thematisch aufgearbeitet sowie in das WWW gestellt werden. Dazu benötigten wir ein GPS, den Java-basierten kartographischen Editor JOSM (Java Open Street Map Editor) und einen gültigen email-account im OSM. JOSM ist im Internet frei verfügbar und muss auf dem Rechner/Webbrowser installiert sein. Ggf. ist auch eine digitale Kamera sinnvoll, welche mit dem GPS-zeitsynchronisiert an markanten Punkten Dokumentationsphotos zulässt (diese stehen allerdings in der veröffentlichten Karte nicht zur Verfügung, sondern dienen nur der späteren systematischen Aufarbeitung großer Datenmengen/Tracks im JOSM). Das GPS sollte auf das Bezugssystem WGS 84 mit hoher bis maximaler Tracking-Dichte eingestellt sein. Alle Rest- bzw. Fremddaten sind vorher zu löschen (auch im Display!).

Ein Vergleich (Abb 6.2) kommerzieller bzw. amtlicher Kartenblätter mit den entsprechenden Kartengrundlagen im OSM erlaubt die Eingrenzug eines möglichen OSM-Kartiergebietes. Es wird deutlich, dass im OSM nur noch wenige Lücken in der kartographischen Darstellung der Infrastruktur auftreten und zunehmend von den Nutzern im OSM geschlossen werden (hier: beispielhaft MS-Handorf/Dorbaum). Diese wenigen Lücken sollen durch eine strukturierte GPS-Begehung im Rahmen der nächsten zwei Sitzungen geschlossen werden.

Neben linearen und flächenhaften Strukturen werden auch Einzelpunkte wie Bushaltestellen, Wegeschranken, Hindernisse (Pöller), Informationstafeln, Gaststätten, Lokale, Ausstellungen, Museen, Bootsanleger, allg. punktuelle Besonderheiten aufgenommen werden (Wegpunkt-Speicherung und Dokumentation mittels Foto oder Protokoll/Text).

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Abb. 6.2: Vergleich der Web-Basierten Karten von MS-Handorf Dorbaum (GoogleMaps und OSM, Stand 2007 bzw. 2011)

Nach der erfolgreichen Geländebegehung mit GPS werden alle Daten (Tracks, Wegpunkte etc.) mittels z.B. Mapsource (Garmin) oder GPS-Babel vom GPS heruntergeladen und im GPS-Standard-Austauschformat (GPX-File) lokal auf dem PC abgespeichert.

Achtung: OSM-Daten können auch direkt im OSM-Map-Window online editiert werden - diese Option sollte man jedoch zunächst ExpertenInnen überlassen, da alle Änderung direkt online gestellt werden (dann ggf. auch mit den gemachten Fehlern!).

Weiter geht es in der nächsten Sitzung!

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Abb. 7.3: OSM Karte Gimbte nach Bestandsaufnahme und Datentransfer

© 2009 Dr. Torsten Prinz