Zur Abschätzung des tektonischen Inventars wurden Photolineationen auf der gesamten Viertelszene aufgenommen. Es tritt ein Muster von meist lang durchhaltenden etwa NW-SE-streichenden und kürzeren NE-SW-streichenden Lineationen in Erscheinung. Letztere setzen häufig an den NW-SE-Lineationen ab und wurden daher vermutlich im wesentlichen früher und/oder synchron angelegt. Auch in der Umgebung des Cerro Bonete sind diese Richtungen entwickelt, so daß die Lage des Förderzentrums durch eine solche tektonische Wegsamkeit vorgegeben scheint. Areale, welche sich der Vulkaniteinheit A zuordnen lassen, werden deutlich von beiden Lineationensrichtungen beeinflußt.
Etwa 5 km südlich des Calderarandes hat sich zwischen der Caldera und dem oben (Abb. 8) beschriebenen Schwemmfächer in einer WNW-ESE verlaufenden Depression ein kleiner Schmelzwassersee aufgestaut. Aufgrund der Topographie und dem Umstand, daß sich W' und E' der Depression deutliche Lineationen anschließen (Abb. 14) läßt sich schließen, daß die Senke vermutlich tektonisch nach oder während der Ablagerung des glaziofluviatilen Schwemmfächers angelegt wurde und dieser von den Schmelzwässern der südlichen Calderaumgebung abgeschnitten wurde.
Die in der Subszene erfaßten NW-SE-Lineationen
lassen sich als südöstlicher Abschnitt einer bedeutenden NW-SE
orientierten Störungszone etwa zwischen Potrerillos in der
chilenischen Präkordillere und dem Valle Ancho interpretieren, welche
nach [12] möglicherweise die nördliche Begrenzung des im Paläozoikum
akkretionierten Chilenia-Terranes darstellt. Erst am Ostrand der dargestellten
Areals bei etwa 68°30'W scheint sich der strukturelle Trend zu ändern,
da hier jetzt N-S bis NNE-SSW orientierte Photolineationen verstärkt
in Erscheinung treten. Vor allem am Nordrand des Vulkankomplexes sind etwa
E-W-streichende Photolineationen erkennbar.
Sie gehen z.T. in NW-SE-Lineationen über und sind vermutlich ebenfalls
nach oder während den letzten Ignimbrit-Eruptionen aktiv gewesen.
Auf chilenischem Territorium werden identisch orientierte Störungen
auf Höhe von 27°40'S am Volcan De Jotabeche beschrieben und sind
hier vermutlich als Folge des miozänen Aufstiegs der südlichen
Puna entstanden [13].